Interview mit Nicola Rehlen - Hebamme in Nördlingen

aus dem Rundbrief 1/2025 der Gesundheitsregion (plus) im Donau-Ries

Hebammen leisten einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag für die Versorgung schwangerer Frauen, junger Mütter und Neugeborener. Doch wie findet man eine Hebamme? Und wie kann diese genau unterstützen? Diese Fragen beantwortet Nicola Rehlen, Hebamme in Nördlingen, im Gespräch mit Julia Lux, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion (plus) Donau-Ries. Rehlen erzählt aus ihrem Berufsalltag, berichtet wie Hebammen begleiten können und gibt einen Einblick in die aktuelle Hebammenversorgung.

Frau Rehlen, warum haben Sie sich vor 35 Jahren für den Beruf der Hebamme entschieden?

Nicola Rehlen: Vor 35 Jahren habe ich den Beruf der Hebamme gewählt, weil mich die Kombination aus eigenverantwortlichem Arbeiten und der intensiven Betreuung von Familien begeistert hat. Es erfüllt mich, Frauen und ihre Familien in dieser besonderen Lebensphase zu begleiten, sie individuell zu unterstützen und zu beraten – eine Aufgabe, die bis heute meine Leidenschaft ist. Ich liebe meinen Job!

Wissen Sie, wie viele Geburten Sie in der Zwischenzeit schon begleitet haben?

Nicola Rehlen: Dies ist die am häufigsten gestellte Frage an eine Hebamme. Tatsächlich ist sie etwas irreführend, da die Geburten nur etwa ein Drittel des Arbeitsspektrums einer Hebamme ausmachen. Ebenso wichtig ist die Betreuung während der Schwangerschaft und im Wochenbett, die genauso viel Zeit, Einsatz und Fachwissen erfordert.

Ich bin schon so lange ausschließlich in der Schwangeren- und Wochenbettbetreuung tätig, dass ich mich leider nicht mehr genau an die Anzahl der begleiteten Geburten erinnere. Die jungen Familien, welche ich in der Schwangerschaft und in der ersten Zeit mit ihrem Baby/ihren Babys betreut habe, gehen in die Hunderte.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Nicola Rehlen: Am meisten schätze ich die Abwechslung bei den verschiedenen Tätigkeiten: In der Schwangerschaft helfe ich den Frauen bei Beschwerden, gebe Stillvorbereitungskurse und berate und informiere zu den verschiedensten Themen, wie zum Beispiel Ernährung oder Babyschlaf. Ich führe auch Vorsorgeuntersuchungen eigenverantwortlich durch. Mein Lieblingsprojekt ist der Aquafitnesskurs für Schwangere. Nach der Geburt liegt die Aufgabe der Hebamme in der Nachsorge. Dies bedeutet, ich mache Hausbesuche, um die jungen Mütter im Wochenbett zu unterstützen, anzuleiten und zu beraten. Stillberatungen können bis zum Ende der Stillbeziehung in Anspruch genommen werden.

Wie sieht der Berufsalltag einer Hebamme aus?

Nicola Rehlen: Der Berufsalltag einer Hebamme kann so abwechslungsreich sein, wie oben beschrieben. Neben individuellen Betreuungen führen viele Hebammen auch Informationsveranstaltungen oder Kurse wie z.B. Aquafitness durch. Des Weiteren kommen Vorbereitungen, Fort- und Weiterbildungen sowie Qualitätssicherung hinzu. Die Zeiten werden so geplant, dass sie für die Frauen am besten passen. An Sonn- und Feiertagen zu arbeiten, ist nicht unüblich.

Wie macht man sich am besten auf die Suche nach einer Hebamme? Was empfehlen Sie werdenden Eltern?

Nicola Rehlen: Es gibt verschiedene Listen und Suchmaschinen zur Hebammensuche. Leider sind diese nicht immer vollständig, aktuell und frei zugänglich. Deshalb empfehle ich, die Suche nach einer wohnortnahen und passenden Hebamme am besten über die allgemeine “Hebammenliste 2023-2026 Kreis Donau-Ries“ zu gestalten. Diese stellt sicher, dass die Informationen detailliert und so aktuell wie möglich sind. In der Hebammenliste Donau-Ries finden Sie auch zahlreiche Zusatzangebote wie Yoga oder Babyschwimmen. Es gibt sie in Papierform oder auch online unter https://hebammenliste-donauries.de.

Ich empfehle werdenden Müttern, ihre Hebamme im Zeitraum von der achten bis zur zwölften Schwangerschaftswoche zu suchen und sich einfach mal zu melden, um ein erstes Kennenlernen zu ermöglichen.

Worauf sollte bei der Wahl einer Hebamme geachtet werden?

Nicola Rehlen: Bei der Suche nach einer Hebamme sollte die Frau darauf achten, dass diese ausreichend Zeit und freie Kapazitäten für die Betreuung hat. Eine wohnortnahe Kollegin ist ideal, um durch lange Fahrten unnötige Umweltbelastungen zu vermeiden. Zudem sollten die Anzahl der Besuche, individuelle Wünsche und die Vertretungsregelungen im Voraus geklärt werden. Auch die verschiedenen zusätzlichen Qualifikationen, wie Homöopathie oder K-Taping, können in die Entscheidung einfließen.

Welche Leistungen sind durch Hebammen möglich?

Nicola Rehlen: Wie oben bereits ausgeführt bestehen sie hauptsächlich aus der Betreuung und Hilfe für Schwangere, Frauen unter der Geburt, Wöchnerinnen und Neugeborene.

Wer übernimmt die Kosten für eine Hebamme? Tragen werdende Eltern die Kosten oder die Krankenkassen?

Nicola Rehlen: Die Leistungen der Hebammen werden sowohl für gesetzlich als auch privat versicherte Frauen von den Krankenkassen übernommen.

Welchen Herausforderungen begegnen Sie in Ihrem Beruf?

Nicola Rehlen: Die Herausforderung besteht darin, sich immer wieder auf neue Situationen einzustellen und dabei die Möglichkeit zu haben, neue Menschen kennenzulernen.

Wie bewerten Sie die aktuelle Hebammenversorgung im Landkreis Donau-Ries?

Nicola Rehlen: Zurzeit ist die Hebammenversorgung im Donau-Ries-Kreis gut abgedeckt. Wir können Frauen auch während der Ferien und an Feiertagen betreuen. Falls die erste Kontaktaufnahme nicht klappt, bitten wir, es mehrfach zu versuchen – wir helfen gerne weiter!

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Hebammen?

Nicola Rehlen: Ich wünsche mir das, was für alle medizinischen Helferberufe gilt: Viel mehr gesellschaftliche Beachtung und eine etwas bessere Bezahlung.

Vielen Dank für das Gespräch!